10 Jahre Berufsintegrationsklassen im Landkreis Mühldorf a. Inn
Das Schuljahr neigt sich dem Ende zu und damit wird mittlerweile auch zum 10. Mal der Schulabschluss in der sogenannten Berufsintegrationsklasse gefeiert. Im Schuljahr 2012/13 startete an der Berufsschule I mit den Berufsintegrationsklassen die Beschulung berufsschulpflichtiger Migranten und Geflüchteter. Damals war die Berufsschule I noch Modellschule in Bayern und entwickelte sich über die Jahre zum Vorbild für viele Berufsschulen im Land.
In den Berufsintegrationsklassen haben Geflüchtete und Migranten, die zwischen 16 und 21 Jahre alt sind, die Chance, die deutsche Sprache zu lernen, sich in der Berufswelt zu orientieren und damit den Grundstein für eine erfolgreiche Zukunft in Deutschland zu legen. Junge Menschen, die neu in den Landkreis ziehen und noch keine bis wenige Deutschkenntnisse haben, können in einem dreistufigen System, entsprechend ihrer Vorkenntnisse, in Fächern wie z. B. Deutsch, Mathematik sowie Politik und Gesellschaft unterrichtet werden. Durch Kooperationspartner – wie aktuell die DAA Deutsche Angestellten-Akademie GmbH – gewinnen die Schülerinnen und Schüler durch Praktika aber auch Einblicke in die Arbeitswelt und werden so auf eine nachfolgende Ausbildung vorbereitet.
Stachys Mbungu besuchte von September 2015 bis Juli 2017 die die Vorklasse und die Berufsintegrationsklasse an der Berufsschule I und erwarb dadurch Deutschkenntnisse der Niveaustufe B1. Für ihn waren die zwei Jahre ganz besonders prägend, denn neben den Deutschkenntnissen hilft die Berufsschule auch bei der sozialen Integration: „In der Berufsschule habe ich zum ersten Mal Deutsch gelernt und in den Klassen waren wir viele Nationalitäten. Das hat mir geholfen, andere Kulturen kennenzulernen. Da habe ich Freunde gefunden, die ich bis heute habe“, erzählt der junge Mann.
Für Stachys Mbungu ging es nach dem Besuch der Berufsintegrationsklasse zunächst an der Berufsschule I weiter: er besuchte die Klasse des Mühldorfer Modells und erreichte dadurch seinen Qualifizierenden Mittelschulabschluss. Anschließend absolvierte er die Ausbildung als Assistent für Ernährung und Versorgung an der Staatlichen Berufsfachschule für Ernährung und Versorgung am Beruflichen Schulzentrum in Mühldorf a. Inn.
Nachdem er nun einige Jahre in dem Beruf gearbeitet hat, beginnt Stachys Mbungu im Herbst eine Ausbildung zum Bankkaufmann. Den Grundstein dafür hat er in der Berufsschule I gelegt, ist er sich sicher: „Hier habe ich viel für die Sprache gelernt. Ich habe gelernt, wie man mit unterschiedlichen Menschen umgeht, welche Werte in Deutschland wichtig sind und weil wir so viele Praktika gemacht haben, haben wir auch gelernt, wie man sich in einer Firma verhält.“.
„Das System ist durchdacht und bereitet auch gut auf eine berufliche Ausbildung vor“, weiß Eva-Maria Sewald-Kreiner, Fachbetreuerin der Berufsvorbereitung an der Berufsschule I. „In den zehn Jahren ist seit den Anfängen nun ein sehr differenziertes System entstanden. Durch ein tolles Netzwerk und engagierte Helfer sowie Ehrenamtliche haben sich sehr gute Strukturen entwickelt.“
Die Koordination der Berufsintegrationsklassen wird auch von Lernen vor Ort unterstützt, das die Klassen von Anfang an begleitet hat. „Im Schuljahr 2012/13 startete man mit einer Klasse mit 22 Schülern. Nun, zehn Jahre später, besuchen aktuell über 100 Schüler in 7 Klassen das System der Berufsintegrationsklassen“, berichtet Susanne Hellmeier, die den Start des 10. Jahrgangs der Berufsintegrationsklasse für Lernen vor Ort begleitet hat. Die Zusammenarbeit mit allen Beteiligten – der Regierung von Oberbayern, dem Schulamt, der Integrationsberatung, der Agentur für Arbeit, dem Jobcenter und natürlich den ehrenamtlichen Helfern – ist der Berufsschule I und Lernen vor Ort dabei besonders wichtig, damit kein potenzieller Schüler verloren geht und alle Abschlussschüler einen Anschluss finden.
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