Hitlerputsch, Justizversagen und wachsende Gewalt
Die Kreisstadt Mühldorf a. Inn erinnert ab März an den Hitlerputsch und das darauffolgende Justizversagen, das den Lauf der Geschichte veränderte. Das Stadtarchiv hat dazu gemeinsam mit dem Kulturamt, der Stadtbücherei und weiteren Kooperationspartnern eine Ausstellung samt Installation und eine Lesung organisiert. Ausstellung und Installation sind von 9. März bis 27. April im Haberkasten zu sehen. Die Lesung von „Bayerischer Mob – wie die Gewalt in die Politik einzog“ beginnt am Mittwoch, 19. März um 19 Uhr in der Stadtbücherei im Kornkasten, in der Fragnergasse 5.
Das Buch setzt sich mit Gewalt gegen Politiker auseinander, zeichnet Fälle nach und dokumentiert zahlreiche Gespräche zum Thema. Herausgeber sind der Kabarettist Christian Springer und die Autorin Kerstin Schweiger. Die Beiträge stammen von so unterschiedlichen Verfassern wie dem Musiker und Kabarettisten Hans Well und dem Kriminalpolizisten und Staatsschützer Steffen Frühauf. „Das Werk greift einen sehr ernsten und wichtigen Aspekt auf, der in der Öffentlichkeit viel zu wenig Beachtung findet“, so Regina Kaiser, Leiterin der Stadtbücherei. „Wir freuen uns, den Rahmen für diese Veranstaltung zu stellen.“ Karten für die Lesung gibt es bei der Stadtbücherei, die die Veranstaltung gemeinsam mit dem Stadtarchiv organisiert. Im Vorverkauf kostet ein Ticket acht Euro, an der Abendkasse zehn Euro. Ermäßigt sind es fünf beziehungsweise sechs Euro.
„Mit der Lesung und der Ausstellung werfen wir ein Schlaglicht auf eine auch aktuell sehr präsente Gefahr für die Demokratie“, sagt Stadtarchivar Edwin Hamberger. „Der Aufstieg des Nationalsozialismus gelang ebenfalls mit den Mitteln von Gewalt, Propaganda und Einschüchterung. Mit seinem Putsch versuchte Adolf Hitler schon 1923 die Demokratie zu beseitigen und die Macht im Namen des Nationalsozialismus an sich zu reißen. Der Aufstand begann – scheinbar harmlos – auf einem Stuhl stehend im Münchner Bürgerbräukeller und endete tags darauf beim Marsch auf die Feldherrnhalle. Die Ausstellung dokumentiert den anschließenden Prozess gegen Hitler und seinen prominenten Helfer, den Weltkriegsfeldherrn Erich Ludendorff.“ Die Kunstinstallation „Alles rief ‚Heil‘“ im Haberkasten-Innenhof zeigt symbolisch den Beginn des Hitlerputsches. Im ersten Stock des Haberkastens präsentieren die Veranstalter die dazugehörige Ausstellung „Protokoll eines Justizversagens“. Erarbeitet von Christian Springers Initiative Schulterschluss, reflektiert sie den Hitler-Ludendorff Prozess und dient als Mahnung und Appell, sich menschenfeindlichen Tendenzen entgegenzustellen. Die Ausstellung ist donnerstags und freitags von 14 bis 17 Uhr geöffnet, sonntags von 13 bis 17 Uhr.
„Aktuell wird von vielen politischen Seiten – auch von Extremisten – mit oft waghalsigen Interpretationen der Geschichte operiert. Umso wichtiger ist die historisch immer fundierte Arbeit unseres Stadtarchivs“, sagt Bürgermeister Michael Hetzl. „Gemeinsam unter anderem mit unserer Stadtbücherei wird mit der politischen Gewalt, die oft im Kleinen beginnt, ein brisantes Thema beleuchtet. Als Kommunalpolitiker kann ich sagen, dass die Angst vor Einschüchterung viele meiner Kollegen betrifft und auch mir große Sorgen macht. Alle Demokraten müssen in Zeiten wie diesen ein Gespür dafür haben, dass Bedrohungen randständig erscheinen mögen, aber unglaublich schnell Wucht entfalten können. Gegen politische Gewalt und Umsturzversuche muss der Rechtsstaat stets immun und wehrhaft sein. Mein Dank gilt wie immer den Veranstaltern und Kooperationspartnern.“ Partner sind das Geschichtszentrum-Museum Mühldorf, der Verein Für das Erinnern – KZ-Gedenkstätte im Mühldorfer Hart e.V. und Mühldorf ist bunt e.V.
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