„Mit dieser Ausbildung kann man in der ganzen Welt arbeiten“
„Mit dieser Ausbildung kann man in der ganzen Welt arbeiten“ – Ein erfolgreiches Beispiel der Ausbildungsakquise von Lernen vor Ort
Abdulelah Albustan ist einer von zwei Azubis im ersten Lehrjahr in der Mühldorfer Hightechfirma Burkhard, die komplexe Präzisionsteile in die Luftfahrtindustrie sowie in den Maschinen- und Anlagenbau der ganzen Welt liefert. 2016 ist er aus Syrien nach Deutschland gekommen und erlernt nun den Beruf des Feinwerkmechanikers. Geschäftsführer Peter Hermle ist begeistert, wie problemlos bisher alles läuft. Die Stimmung im Team ist gut und der Auszubildende hat sich bestens in den Betrieb integriert. Dennoch fällt ihm nicht alles leicht: Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache sind natürlich, wenn man nicht hier aufgewachsen ist. Doch „die Einstellung ist wichtig“, sagt Geschäftsführer Hermle, „der Rest ist machbar“. So geben die Kollegen intern Nachhilfe, wo es nötig ist, und sorgen bei Defiziten für entsprechende Hilfestellungen.
Eine ausreichende schulische Bildung brachte Abdulelah Albustan aus Syrien und aus dem deutschen Schulsystem mit. „Die Berufsausbildung ist in anderen Ländern lange nicht so umfassend“, sagt er. Syrische Freunde leben heute zum Teil in anderen Ländern und bekommen bei weitem nicht so viel Theorie vermittelt. „Nach einem CNC-Dreh- und Fräslehrgang darf ich diese Aufgaben nun auch selbständig ausführen“, freut sich Albustan, „dort habe ich sehr viel gelernt“. Auch in Syrien geht man entweder in die Schule, oder man lernt einen Beruf, aber die Kombination aus beidem ist nicht üblich.
Von Renate Angermann, der Ausbildungsakquisiteurin bei Lernen vor Ort am Landratsamt Mühldorf a. Inn wurde Abdulelah Albustan an die Firma Burkhard vermittelt. Sie unterstützt junge Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund bei der Suche nach einem passenden Ausbildungsplatz. Meist können diese Jugendlichen zur Unterstützung nicht auf die gleichen privaten Netzwerke zurückgreifen wie deutsche Jugendliche. Ein Bewerbungsverfahren erfolgreich zu durchlaufen, kann so zur Herausforderung werden.
Neben der Ausbildungsakquisiteurin verfügt das Team von Lernen vor Ort mit Tamara Demberger auch über eine Jobbegleiterin, die Erwachsene mit Flucht- und Migrationshintergrund bei der Suche nach einer Arbeitsstelle unterstützt. „Vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklung in der Ukraine und den neuen Zuwanderungen ist eine Unterstützung von Jugendlichen mit Fluchthintergrund und auch der Firmen wichtiger denn je geworden.“ sagt Ausbildungsakquisiteurin Renate Angermann. In beiden Programmen wird viel Wert darauf gelegt, kulturelle Unterschiede einzubeziehen und Orientierung über die vielfältigen Berufe in Deutschland zu geben, die es in anderen Ländern in dieser Form nicht unbedingt gibt.
Abdulelah Albustan hat ganz besonders überrascht, wie genau es in seinem Beruf zugeht: Es kommt sogar auf ein Tausendstel Millimeter an. Was sind seine Pläne für die Zukunft? „Neben Deutsch auch Bayerisch lernen, denn hier muss man beides können“ sagt Albustan lächelnd.
Die Förderprogramme Ausbildungsakquise und Jobbegleitung des Bayerischen Staatsministeriums des Innern, für Sport und Integration stehen Personen mit Flucht- und Migrationshintergrund offen. Interesserenten können unter lernenvorort@lra-mue.de mit Renate Angermann und Tamara Demberger Kontakt aufnehmen.
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