Seltene Gräser und Kräuter für gefährdete Rinderrasse – Wiederherstellung von artenreichen Wiesen in der Gemeinde Rechtmehring
Seltene Gräser und Kräuter für gefährdete Rinderrasse – Wiederherstellung von artenreichen Wiesen in der Gemeinde Rechtmehring
Seit 2020 gibt es in Bayern an 42 Landratsämtern sogenannte Biodiversitätsberater. Deren Aufgabe ist es, mit Landbewirtschaftern und Eigentümern sowie Kommunen und Verbänden in ökologisch wertvollen Teilen unserer Natur und Landschaft die Ziele des Naturschutzes umzusetzen. Diese ökologisch hochwertigen Bereiche sollen durch den Aufbau eines Biotopverbunds miteinander vernetzt werden, damit sich seltene und gefährdete Arten bestmöglich in unserer Landschaft ausbreiten können.
Die Art und Weise wie die Ziele in der Praxis umgesetzt werden, kann je nach Lebensraum und Ausgangszustand der Gebiete ganz unterschiedlich sein. Wichtig ist, immer das Prinzip der Freiwilligkeit und der offene Umgang der Akteure untereinander.
Einer dieser Lebensräume den es zu fördern gilt sind artenreiche Wiesen mit ihrem blütenreichen Erscheinungsbild aus z.B. Wiesen-Glockenblume, Wiesen-Salbei oder Großer Bibernelle. Diese Wiesen sind auf Grund der Intensivierung der Landnutzung seit ca. der 60er Jahre stark zurückgegangen und machen nur noch einen Bruchteil ihres einstigen Bestandes aus. Es besteht großes Erfordernis den Lebensraum als Heimat für eine Vielzahl an Pflanzen- und Tierarten zu erhalten und falls möglich wiederherzustellen.
In Grub, einem Ortsteil von Rechtmehring, haben Barbara und Florian Dilg den elterlichen Bauernhof von Barbara übernommen. Bei der Frage ob und wie der Betrieb weitergeführt werden soll, haben sich die beiden für eine ökologische Rinderzucht der vom Aussterben bedrohten Rasse Murnau-Werdenfelser entschieden. Dabei handelt es sich um eine der ältesten Rinderrassen der Welt, die als „bayerisches Urvieh“ gilt. Murnau-Werdenfelser-Rinder sind robust, genügsam und liefern beste Fleischqualität.
Nicht nur die gewählte Rinderrasse ist etwas Besonderes, auch die Wiesen auf denen das Heu für die Winterfütterung gewonnen wird. Diese wurden gemeinsam mit Matthias Nirschl, dem Biodiversitätsberater des Landkreis Mühldorf am Inn, mit Saatgut angesät, das von regionalen, artenreichen Wiesen mit Spezialgeräten gewonnen wurde.
„Durch das Verfahren kann man optimal an Naturraum, Lokalklima und die heimische Insektenwelt angepasste Wiesengräser und -kräuter übertragen“, weiß Matthias Nirschl. „Sie liefern wertvolles Futter für Rinder und beleben die Landschaft mit ihrem bunten Artenreichtum für uns alle.“
Die ersten Wiesen wurden im Herbst 2021 angesät und zeigten bereits im ersten Jahr mit zahlreichen Arten wie z.B. der Wiesen-Margerite, Wiesen-Flockenblume oder der Wiesen-Glockenblume, wie gut sich diese in der Zukunft entwickeln werden. Mittelfristiges Ziel ist es ca. 9 ha Ackerflächen in artenreiches Grünland zu verwandeln.
Auf Interesse ist das Vorhaben mittlerweile auch außerhalb des Landkreises gestoßen. Bei einem Praxistag am Hof der Familie Dilg haben sich vor kurzem 12 Biodiversitätsberater aus verschiedenen Landkreisen des Regierungsbezirks Oberbayern über Ziele und Möglichkeiten bei der Wiederherstellung von artenreichen Wiesen informiert.
Es wurde deutlich, dass Artenschutz und landwirtschaftliche Nutzung von Flächen sich nicht ausschließen. Engagement und gegenseitige Wertschätzung von Landwirten und Behörden machen diesen Projekterfolg möglich und für beide Seiten attraktiv.
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