Amtliche Meldung

Stadtwerke stoppen Geothermie-Verhandlungen

Die Stadtwerke Mühldorf und die Energieversorgung Inn-Salzach GmbH (EVIS) nehmen vorerst keine Fernwärme aus dem Geothermie-Projekt in Polling ab. „Wir haben die Verhandlungen mit der Erdwärme Inn-Bayern GmbH und Co. KG gestoppt, weil wir preislich nicht zusammenkommen“, berichtet Bürgermeister Michael Hetzl, der auch Aufsichtsratsvorsitzender von Stadtwerken und EVIS ist. „Nach monatelangen Verhandlungen sind wir weiterhin sehr weit auseinander“, ergänzt Alfred Lehmann, Geschäftsführer von Stadtwerken und EVIS. „Da null Bewegung stattfindet, ergibt die Fortsetzung der Verhandlungen für uns aktuell keinen Sinn mehr.“

„Besonders schade ist, dass eine Investition in die ökologische Zukunft und ein Bauprojekt zum Nutzen der Bürgerinnen und Bürger letztlich an überzogenen Preisforderungen scheitert. Unsere Planungen waren abgeschlossen, der Bau sollte 2026 starten“, bedauert Michael Hetzl. Der Bürgermeister erläutert die Hintergründe: „Ich habe auch öffentlich des Öfteren die enormen Chancen des Projekts hervorgehoben, die wir immer noch sehen. Zugleich haben wir stets betont, dass ein Einstieg für uns wirtschaftlich sein muss – gerade in ökonomisch und haushaltstechnisch unsicheren Zeiten wie diesen. Mit Wirtschaftlichkeit meine ich in diesem Zusammenhang, dass sich der Wärmepreis für die Endkunden im Vergleich mit Wärmepumpen, Hackschnitzelheizungen oder anderen erneuerbaren Alternativen letztlich rechnen muss. Und Mühldorf darf nicht schlechter dastehen als andere Kommunen in der Region, die Geothermie nutzen. Davon waren wir in den Verhandlungen am Ende meilenweit entfernt. Konkret hätten die Bürger in Mühldorf am Ende mehr als doppelt so viel für eine Kilowattstunde bezahlen müssen wie in Waldkraiburg. Das kann ich im Interesse der Mühldorferinnen und Mühldorf nicht vertreten.“

„Alles in allem könnten wir bei diesen Rahmenbedingungen, die uns die Erdwärme Inn-Bayern bietet, die Kilowattstunde nicht konkurrenzfähig anbieten“, präzisiert Alfred Lehmann. Dahinter steht laut dem Stadtwerke-Geschäftsführer folgender Zusammenhang: „Wir werden angesichts einer Gesamtinvestition von schätzungsweise rund 50 Millionen Euro nur unter der Voraussetzung der Wirtschaftlichkeit in das Projekt einsteigen können. Entscheidend für uns ist, dass wir unseren Kunden auch in Zukunft faire Preise garantieren können.“ Weil das derzeit nicht in Aussicht steht, sind die Verhandlungen gestoppt. „Das schließt nicht aus, dass wir in Zukunft nochmals ins Gespräch kommen. Ohne ein glaubwürdiges Signal der Beweglichkeit wird das aber nicht passieren“, sagt Bürgermeister Hetzl. Das bestätigt auch Marcus Böske, Sprecher der Geschäftsführung der Energie Südbayern GmbH, die zusammen mit den Stadtwerken Trostberg und fünf Kommunen der Region ebenfalls Gesellschafter der EVIS ist: „Unsere Erfahrung zeigt, dass der erfolgreiche Aufbau von Wärmenetzen nur mit wettbewerbsfähigen Endkundenpreisen gelingt.“

Beim angedachten Projekt geht es zunächst um eine Versorgung im Mühldorfer Süden, wegen der dort gegebenen Nähe zu Polling. In diesem Gebiet sind außerdem einige Firmen ansässig, die an der Nutzung interessiert sind. Frühestens könnte es 2026 mit der Versorgung in Mühldorf losgehen. Um die Fernwärme auch auf dem anderen Innufer anbieten zu können, müssten die Stadtwerke Leitungen entweder über die bestehende Innbrücke oder über eine angedachte neue Fußgänger- und Radfahrerbrücke verlegen. „Auch diese absehbaren Ausgaben engen unsere Spielräume bei Preisverhandlungen ein, was man in Polling offenbar bislang nicht verstanden hat“, so der Bürgermeister.

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